Monica McGoldrick (1997, 2013) beschreibt den Effekt der Arbeit mit dem Genogramm so, dass ganz systematisch die Verbindung zwischen Ereignissen und Beziehungen in Lebensgeschichten
einerseits und Mustern von Gesundheit und Krankheit andererseits deutlich wird, und zwar uns als Berater:in als auch den Klient:innen.
Das Genogramm ist eine übersichtliche graphische Darstellung eines Systemgefüges. Normalerweise wird dies mindestens über drei Generationen
(Gegenwarts-, Herkunftsfamilie bis zu den Großeltern) geführt. Durch Abfragen des aktuellen Kontextes der Familie erhält der Fragende Informationen und erzeugt gleichsam Informationen für die Familie
bzw. die Eltern. Außerdem wird die Gespächsführende in die Lage versetzt, die Spielregeln, Ressourcen und Problemlagen des Familiensystems besser einschätzen zu können.
Es können Arbeitshypothesen abgeleitet werden.
Kontextsensibilität bzw. -verständnis kann sich entwickeln: Hinweise und Informationen, wie besondere Schicksale, Krankheiten, Stärken, Schwächen,
Bindungen, Verstrickungen, Besonderheiten, Verletzlichkeiten, Sorgerecht usw. der Familie bezogen auf das Gesamtsystem ist so besser kennenzulernen und zu verstehen.
Die Vorteile für Sie als psycho-soziale Fachkräfte sind u.a.:
- Die Arbeit mit dem Genogramm bietet einen informativen Gesamtüberblick und kann gleichzeitig Grundlage für eine (systemische) Gesprächsführung sein, die besonders für lösungsorientiert Eltern-
und Familiengespräche geeignet ist.
- Das Genogramm liefert und erzeugt Informationen gleichzeitig.
- Alle systemrelevanten Informationen können erfragt werden und sind auf „einen Blick“ zugängig.
- Die konsequente Anwendung der Genogrammarbeit als Diagnoseinstrument und Grundlage der eigenen (systemischen) Gesprächsführung gibt besonders in Beratungskontexten im Zwangskontext (z.B. im
Kontext "Jugendamt") die Möglichkeit, mehr Transparenz für die Klienten einzuführen.
Die Arbeit mit dem Genogramm bietet sich ebenfalls hervorragend für die eigene Biografiearbeit an.
Das Seminar bietet Ihnen einen Mix aus theoretischen Inputs und praktischen Übungen. In Zweier- und Kleingruppen wird in Rollenspielen die Gesprächsführung zur Erstellung
eines Genogramms und in Ansätzen die Hypothesenbildung geübt.
Nachfolgend finden Sie einen Überblick über die Inhalte des Workshops:
Theorie-Input:
- Genogrammarbeit – Wie, wozu & warum?
- Genogrammsymbole – Heilloses Chaos oder Ordnung schaffende Struktur?
- Die Arbeit mit dem Genogramm – Do`s & Don`ts
- Genogrammarbeit – Praxistauglich <> Zeitfresser
- Prozessorientierte Genogrammarbeit
Praxis-Übungen
- KGÜ I: Kind/Jugendlicher/Familie aus der Praxis & Hypothesenbildung
- KGÜ II: „Königsdisziplin“ Genogrammarbeit im Gespräch nutzen
- KGÜ III: Arbeit am eigenen Genogramm
Verwendete Literatur für den Workshop:
- Hildenbrand, B. (2015): Einführung in die Genogrammarbeit. 4. Auflage. Heidelberg: Carl-
Auer.
- Hildenbrand, B. (2018): Genogrammarbeit für Fortgeschrittene. Vom Vorgegebenen zum
Aufgegebenen. Heidelberg: Carl-Auer.
- Kindl-Beilfuß, C. (2010): Fragen können wie Küsse schmecken. Systemische Fragetechniken für
Anfänger und Fortgeschrittene. 2. Auflage. Carl-Auer-Verlag, Heidelberg
- Levold, T. & Wirsching, M. (Hrsg.) (2016): Systemische Therapie und Beratung – das
große Lehrbuch. 2. Auflage. Heidelberg: Carl-Auer.
- McGoldrick, M. (2019): Wieder heimkommen – Auf Spurensuche in Familiengeschichten. 4.
Auflage. Heidelberg: Carl- Auer.
- McGoldrick, M. & Gerson, R. (1997): Genogramme in der Familienberatung. Bern: Hans
Huber.
- Schlippe, A. v., Schweizer, J.: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung, 1998,
Vandenhoeck & Rubrecht
- Thürnau, A. (2021): Kinder psychisch kranker Eltern in der Kita – erkennen – verstehen -
stärken. Freiburg: Herder..
- Thürnau, A. (2020): „Schwierige“ Elterngespräche in der KiTa − Herausforderungen &
Möglichkeiten. In: nifbe (Hrsg.): Zusammenarbeit mit vielfältigen Familien. Freiburg: Herder, S. 127 –137.
- Welter-Enderlin,Rosmarie; Hildenbrand, Bruno (2004): Systemische Therapie als Begegnung, 4.
völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Klett-Cotta.